Ein immer wichtiger werdendes Thema im Hausbau ist der Luftdichtigkeitstest der Gebäudehülle auch Blower-Door-Test genannt. Vor Jahren noch von vielen Bauunternehmen verpönt und mit dem Spruch „ein Haus muss atmen“ abgetan, wissen die Experten heute, dass die Luftdichtheit eines Gebäudes eine Garantie gegen Kondenswasser und damit Schimmelbefall ist. Um dies zu testen, wird der Blower-Door-Test durchgeführt.
Was ist der Blower-Door-Test?
Beim sogenannten Blower-Door-Test oder auch Luftdichtigkeitstest geht es um Qualität und Wohnkomfort sowie die Energieeffizienz des Gebäudes. Vor allem das KfW 40 bzw. KfW 40 Plus Haus und das Passivhaus haben hier strenge Kriterien, die beim Hausbau eingehalten werden müssen. Denn ein energieeffizientes Gebäude sollte möglichst luftdicht sein.
Egal ob Ziegelbauweise, Holzständerbauweise oder Massivholzbauweise, der Blower-Door-Test ist ein materialunabhängiges Verfahren zur Prüfung der Luftdichtigkeit. Wörtlich übersetzt handelt es sich um den „Gebläse-Tür-Test“. Dieser kann dank einer Differenzdruckmessung feststellen, wie luftdicht ein Gebäude ist. Insbesondere Lecks in der Gebäudehülle werden bei dem Differenzdruck-Messverfahren deutlich. Da über diese Lecks Luft und Wärme verloren gehen können, ist es wichtig, sie gezielt abzudichten.
Ablauf und Funktionsweise eines Blower Door Tests
Der Blowerdoor-Test dauert etwa drei Stunden. Dabei werden insgesamt vier verschiedene Schritte durchgeführt:
- Schritt 1: Zunächst werden alle Türen im Haus geöffnet. Die Fenster bleiben geschlossen. In der Öffnung der Eingangs- oder Balkontür setzen die Experten einen speziellen Ventilator mit einer luftundurchlässigen Plane ein.
- Schritt 2: Nun wird die Luft aus dem Haus herausgesogen. Dabei entsteht ein Unterdruck, der vom Ventilator langsam weiter erhöht wird. Insgesamt entspricht dieser Druck in etwa der Windstärke 5. So lässt sich messen, wie schnell Luft durch Undichtigkeiten in das Haus eindringen kann. Bei einer hohen Luftwechselrate können Leckagen bestehen.
- Schritt 3: Im nächsten Schritt bläst der Ventilator Luft in das Gebäude, wobei ein Überdruck entsteht. Auch hier ist die Luftwechselrate ein wichtiger Anhaltspunkt.
- Schritt 4: Wenn beim Überdruck die Luftwechselrate zu hoch ist, ist dies ebenfalls ein Zeichen für eventuelle Leckagen. Der Prüfer sucht diese mithilfe von Rauch- oder Wärmebildkameras und kennzeichnet sie dann für Handwerker, die das Leck beseitigen.
Welche Schwachstellen findet ein Blower Door Test?
Typische Stellen für Leckagen in der Luftdichtigkeit eines Gebäudes sind Fensterbänke, Durchführungen von Rohren und Leitungen sowie Steckdosen. In älteren Gebäuden sind zudem die Fenster oft eine Schwachstelle.
Weitere mögliche Schwachstellen am Gebäude sind Stellen, an denen Bauteile aufeinanderstoßen; Dampfbremsen im Dach; und Durchbrüche sowie Anschlüsse im Dachbereich. Zudem ist nicht auszuschließen, dass an anderen Stellen Luftzüge vorhanden sind. Diese werden vom Luftdichtigkeitstest eindeutig angezeigt.
Welche Schwellwerte und Normen sind wichtig für den Blower Door Test?
Laut DIN 1946-6 muss heutzutage bei neuen Gebäuden immer eine Lüftung, am besten durch eine Komfortlüftung, gegeben sein. Nicht verständlich Der Blower-Door-Test ist deshalb eine der wichtigsten Grundlagen im Hausbau, vor allem beim energieeffizienten Bauen und schützt die Kunden vor langfristigen Schäden.
Die Messverfahren für den Test sind in der DIN EN 13829 sowie in der DIN EN ISO 9972 beschrieben. Sie unterscheiden sich in der Gebäudepräparation. Um die Vorgaben der EnEV-Verordnung zu erfüllen, ist es wichtig, die Gebäudehülle zu prüfen, indem alle Öffnungen nach außen abgedichtet werden. Bei anderen Messverfahren hingegen wird das Gebäude im Nutzungszustand überprüft.
Wichtig für die Evaluation der Testwerte sind die zulässigen Höchstwerte der Luftwechselrate bei der Messung. Der sogenannte n50-Wert entspricht Windstärke 5. Er gibt an, wie oft das Luftvolumen im Gebäude innerhalb einer Stunde ausgetauscht wird. Dabei gibt es diese Grenzwerte:
- 3,0 für Gebäude ohne Lüftungsanlage (3 x pro Stunde)
- 1,5 für Gebäude mit Lüftungsanlage
- 0,6 bei Passivhaus-Standard
Vorteile eines Tests der Luftdichtigkeit
Der Blowdoor-Test hat verschiedene Vorteile. Besonders wichtig sind dabei die frühzeitige Erkennung und Abdichtung von Leckagen. Sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsbauten lässt sich so ein schwerwiegender Bauschaden vermeiden.
Darüber hinaus kann der Test dazu beitragen, Heizkosten einzusparen. Ein Gebäude, das luftdicht ist, bietet noch dazu höheren Wohnkomfort. Die entstehende Wohngesundheit ist für Allergiker besonders wichtig, aber auch alle anderen Hausbewohner profitieren von einer dichten Gebäudehülle.
Wie viel kostet ein Blower-Door-Test?
Die Kosten für die Blower Door Messung, die etwa als Nachweis für eine KfW-Förderung nötig ist, liegen in etwa zwischen 200 und 700 Euro. Die genauen Kosten hängen vom Angebot, aber auch von Größe und alter des Hauses ab. Bei den Tests lässt sich zwischen der Ermittlung des n50-Wertes sowie einer umfangreichen Leckageortung mit ausführlicher Dokumentation unterscheiden.
Wichtig ist schon beim Neubau eine baubegleitende Blowerdoor Messung anzuregen. Denn so können Schwachstellen früh entdeckt werden.
FAQs zum Blower Door Test
Wer zahlt den Luftdichtigkeitstest?
Bauherren müssen selbst für den Test zur Luftwechselrate bezahlen.
Wann wird der Test durchgeführt?
Je früher der Test beim Bau durchgeführt wird, desto niedriger sind die Kosten und desto höher sind die Chancen, Lecks frühzeitig zu erkennen.
Gibt es auch ein virtuelles Messsystem?
Schon bei der Gebäudemodellierung mit BIM ist es möglich, die Luft und den Luftfluss zu modellieren und Lecks auszuschließen. Dennoch ist eine zusätzliche Messung der Luftdichtigkeit von Gebäudehülle und Innenräumen empfehlenswert.
Ist der Blower Door Test Pflicht?
Bei KfW-geförderten Gebäuden sowie Immobilien, die bestimmten ISO oder DIN EN Kriterien entsprechen müssen, ist der Test Pflicht. Für andere Immobilien ist er keine Pflicht, aber dennoch zu empfehlen.
Kann man das Differenzdruck-Messverfahren selber durchführen?
Mithilfe einer Kerze und anderer Tricks ist es zwar möglich, selbst Leckagen zu identifizieren, aber der ausführliche Blowerdoor Test kann nur von Experten mit entsprechender Ausrüstung und einem offiziellen Messsystem durchgeführt werden.
Was kostet ein Blower-Door-Test?
Etwa zwischen 200 und 700 Euro.